"Tsartse
- Der letzte Versuch"
Sächsische
Himalaya-Expediton startete im Mai
2013

Seit
1997 Jahren klettern die Dresdner Alpinisten Götz Wiegand (53)
und Frank Meutzner (48) gemeinsam in den Bergen der Welt. Neben
Gipfeln in Südamerika, Alaska, Kanada und Europa sind es vor
allem die Gipfel des Himalaya, die beide Bergsteiger in ihren Bann
gezogen haben. Jedes Jahr organisieren und leiten Meutzner und Wiegand
Expeditionen in die Heimat des ewigen Schnees in Nepal und Tibet.
Aber nicht nur die höchsten Berge der Welt sechsmal waren
sie an Achttausendern - sind Ziele der beiden Sachsen.
Unbekannte
Gebiete zu erkunden, unbekannte Berge zu besteigen sind immer wieder
ganz besondere Erlebnisse. Und genau das ist, neben den unschönen
Ereignissen bei der Expedition zum 8167m hohen Dhaulagiri im Frühjahr
2003, ein weiterer Grund, das Götz Wiegand und Frank Meutzner
sich in den letzten Jahren vom Achttausenderbergsteigen zurückgezogen
haben und sich auf Neuland konzentrieren.
Obwohl
beide schon sehr oft im Himalaya waren, finden sie immer wieder
Gegenden die sie noch nie vorher gesehen haben. Darunter sind auch
Gipfel, die bisher nur von wenigen Menschen oder überhaupt
noch nicht betreten wurden. Einen solchen Berg zu besteigen (Himlung
2003, Peak Europa 2006, Guna La 2007, Putha Hiunchuli 2009, Mount
Quigu 2010) ist etwas ganz Besonderes. Aber auch wenn die letzten
Meter bis ganz nach oben manchmal fehlen (Langtang Lirung 2004,
Gurla Mandhata 2005), das Gefühl gemeinsam etwas sehr Schönes,
etwas Seltenes erlebt zu haben bleibt.
Am
07. Mai startet eine abenteuerliche Expedition in den nepalesischen
Himalaya. Ziel ist die Erstbesteigung des 6343m hohen Tsartse. Für
die Dresdner Alpinisten Frank Meutzner (48) und Götz Wiegand
(53), die schon über 25 Expeditionen in den Himalaya unternommen
haben sowie ihre Begleiter Constantin Lacatusu (52) aus Rumänien
Michael Köhler (49, aus Willich / Nordrheinwestfalen und Lutz
Illing (37) aus Sebnitz ist diese Erstbesteigung eine große
Herausforderung und hat ihren ganz besonderen Reiz. Man kann sich
vorher nicht zu belesen, keiner vorgegebenen Route folgen und muss
vor Ort selbst entscheiden wo es lang geht.
Aber
ganz ins Unbekannte startet das Team nicht. Das Bergmassiv nördlich
des 8163m Dhaulagiri, an dem Wiegand und Meutzner 2003 ihre letzte
Achttausender-Expedition unternommen haben, kennen die Beiden gut.
Dreimal waren Sie schon dort.
Der
Mukut Himal als gewaltige Mauer aus schwarzem Fels, weißem
Firn und blauem Eis erhebt er sich majestätisch zwischen Kali
Gandaki Tal und Hiddenvalley nördlich des 8163m hohen Dhaulagiri.
Das Bergmassiv weist zahlreiche Gipfel auf. Als im Herbst 2000 im
Rahmen einer Erkundungsexpedition das Gebiet erreicht wurde, waren
vier Gipfel noch unbestiegen. Im September 2002 wurden Sie durch
das nepalesische Tourismusministerium zur Besteigung freigegeben.

In
den Folgejahren besuchten Wiegand und Meutzner dieses Gebiet dreimal.
Bei der Sächsischen Himalaya-Expedition 2003 zum Dhaulagiri
konnten zwei dieser Gipfel, der Tashi Kang (6386 m) und einen namenslosen
Gipfel mit 6199 m bestiegen werden. Dabei konnten sie auch den Tsartse
näher in Augenschein nehmen und es war klar, diesen irgendwann
noch einmal zu versuchen.
Im
Herbst 2006 wollten sie dann zusammen mit dem Rumänen Constantin
Lacatusu, der u.a. als erster Rumäne auf dem Mount Everest
war, erstmals den Tsartse besteigen. Die ursprünglich geplanten
Aufstiegsrouten erwiesen sich aber vor Ort als unbegehbar. So stiegen
sie noch einmal auf den Tashi Kang und wollten von dort direkt über
einen ausgesetzten Verbindungsgrat direkt zum Tsartse. Der Grat
war aber so stark überwächtet, das sie auch diesen Plan
aufgeben mussten. Dafür bestiegen das Trio den dritten Gipfel
dieser Gruppe, einen namenslosen Berg mit 6403 m Höhe. Diesen
benannten sie Peak Europe und reichten die Namensgebung
beim nepalesischen Tourismusministerium ein. Bei der Erstbesteigung
des Peak Europe waren sie dann durch einen Wettersturz gezwungen,
in ein bis dahin unbekanntes Tal abzusteigen und entdeckten dabei
eine mögliche Aufstiegsroute auf den Tsartse.

Über
diese Route hofften sie beim dritten Anlauf im Frühjahr 2012
endlich zum Gipfel kommen. Nach einer erfolgreichen Akklimatisationstour
mit der Besteigung eines Sechstausenders konnten sie dann aber auf
Grund großer Neuschneemengen und tagelangen Nebels das abgelegene
Basislager in einem Seitental nicht erreichen.
Nun
wollen sie es noch ein viertes Mal, ein letztes Mal, probieren.
Auf Grund der Erfahrungen vom Vorjahr wurde der Expeditonszeitraum
soweit wie möglich nach hinten verlegt und ein anderer Zustieg
gewählt.
Über
die klassische Dhaulagiri Trekkingtour geht es diesmal ins Zielgebiet
und beim Anblick des Dhaulagiri kommen bestimmt viele Erinnerungen
an die Expedition 2003 auf. Besonders Frank Meutzner wird die damaligen
Erlebnisse wohl nie vergessen. Vor genau 10 Jahren, bei der Expedition
zum 8167m hohen Dhaulagiri, wurde er kurz vorm Gipfel von einem
Teilnehmer einer kommerziellen Expedition, der keinen Eispickel
bei sich führte, bei dessen Absturz mitgerissen und stürzte
über 500m ab. Glückweise endete der Sturz damals ohne
Verletzungen. Details zum Unglück Hier
Seitdem
kann er am 20. Mai einen zweiten Geburtstag feiern. Wenn alles nach
Plan läuft, steht er bei diesjährigen Tour an diesem Tag
auf dem 5350 m hohen Frenchpass und kann direkt auf die Aufstiegsroute
von damals schauen, die nur 1km entfernt ist.
Am
21.Mai wollen die fünf Teilnehmer das Basislager am Tsartse
erreichen. Gut akklimatisiert haben sie im Anschluss 10 Tage Zeit,
den Gipfel zu erreichen. Am 5.Juni kehren die Bergsteiger nach Dresden
zurück.
Die
gesamte Expedition, Vorbereitung, Logistik, Durchführung usw.,
wird privat organisiert. Auf den Einsatz von Hochträgern bzw.
Klettersherpas wird bewusst verzichtet. Beide Fakten stellen auch
heute noch eine Ausnahme im Expeditionsbergsteigen dar.
Ein
weiteres Ziel ist es, die Expedition filmisch zu dokumentieren.
Bergfilmer Frank Meutzner hat schon bei den vorhergehenden Versuchen
die Expeditionen dokumentiert und will nun Bilder vom Gipfel mitbringen.
Das Abenteuermagazin BIWAK beim MDR plant einen Beitrag.
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