Hallo Ihr Daheim, auch wir haben
heute Feiertag wenn dies auch nicht ganz geplant war, das
heisst wir sitzen hier unten im Basislager und schütteln aller
halben Stunde den Neuschnee von den Zelten. In Dresden solls
ja auch schneien wie wir gehört haben. Na ja, Eiersuchen ist
hier nicht angesagt. Aber dafür ist heute Jahreswechsel. Nach
dem nepalesischen Kalender beginnt morgen das Jahr 2058, wie
uns Mingmar mitteilte. Silvesterfeierlichkeiten wie bei uns
sind hier aber nicht üblich, hier oben schon gar nicht. Wie
in der letzten Meldung vom 10.4. schon mitgeteilt sind wir
an diesem Tag ins Lager 1 aufgestiegen. Dort haben wir zwei
weitere Zelte aufgebaut und es uns so gemütlich wie möglich
gemacht.
11.4.
Sechs Uhr wecken, noch ist es eisig kalt im Zelt, aber die
Sonne schmeisst ihre ersten wärmenden Strahlen. Unten im Everest-Basislager,
was wir von hier oben bestens sehen können, ist es noch eisiger
Schatten. Kocher an, Wasser aus den Thermoskannen in die Töpfe
und erstmal was heisses zum Trinken bereiten. Dann was zu
Essen aus dem Schlafsack holen und das Frühstück beginnt.

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Eine
Scheibe Brot, etwas Käse und ein kleiner Stollen, dazu
einen Becher Kaffee. So beginnen Ole und ich den Tag.
Götz und George im zweiten Zelt lassen es sich auch
schon schmecken und Türps im dritten Zelt beginnt schon
sich anzuziehen. 7.30 Uhr starten Ole und Türps als
Erste. Wir anderen kommen versetzt hinterher.
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Eine Felswand, ziemlich brüchig , ca. 30-40 Grad steil, bildet
das erste Hindernis. Wir wollen die Wand verfixen, das heisst
fixe Seile anbringen damit ein schneller und sicherer Auf-und
Abstieg erfolgen kann. Da geschieht ein kleines Unglück. Die
Plasterolle wo 250 m Fixseil aufgerollt sind bricht auseinander
und übrig bleibt ein heilloser Seilfitz. Eine Stunde kostet
uns das. Dann wird Meter für Meter verlegt. Wir kommen auf
einen Schnee-Eisgrat der später in eine Eiswand übergeht.
Die Sonne hat teilweise Wassereis gebildet, dementsprechend
wenig dringen die Frontzacken der Steigeisen ein. Teilweise
gehts dann über Fels und manchmal ist das Eis auch weicher.
Schon 400 Meter Fixseil haben wir verlegt und kein Ende ist
abzusehen. Damit hatten wir nicht gerechnet, dass das Gelände
so ungünstig ist. Natürlich könnten wir auch am Kletterseil
gehen, aber wenn wir dann knapp 20 kg auf dem Rücken rauf
und später wieder runterschaffen müssen ist das am Fixseil
weitaus sicherer. Die letzten Berichte von Pumoribesteigungen,
die wir gefunden haben und die wirklich sehr spärlich waren,
berichteten von 30-40 Grad steilen Schneehängen die man völlig
unproblematisch seilfrei begehen kann. Und so dachten wir,
dass 500 m Fixseil hier wohl genug wären. 300 weitere Meter
Fixseil mussten wir in einen Font ins Everestlager geben.
Nach einer weiteren Stunde war das Fixseil alle und auch das
Wetter hat sich verschlechtert. Es begann wie üblich gegen
13.00 zuzuziehen und zu schneien. Wir begannen den Abstieg
und waren eine Stunde später wieder im Lager 1. George und
Thomas stiegen am selben Abend ab um die Organisation weiterer
Fixseile einzuleiten. Götz, Ole und ich schliefen noch eine
Nacht hier oben um tags darauf ebenfalls abzusteigen.
12.4.
Die Fixseile sollen morgen abend da sein. Wir machen inzwischen
ein paar Filmaufnahmen. Der MDR wird ja nach der Expedition
einen halbstündigen Film über das Unternehmen zeigen. Ansonsten
ist es hier sehr ruhig im Basislager. Der Ire der seit einigen
Tagen hier ist hat jetzt Besuch bekommen, eine Frau und ein
Mann auf die er schon gewartet hat. Wir wissen aber nicht
genau was sie weiterhin machen wollen. Irgendwas erzählen
sie vom Everest aber das klingt alles nicht so einleuchtend.
13.4.
Schlechtwetter schon seit dem frühen Morgen. Nebel und leichter
Schneefall, der gegen Abend immer mehr wird. Heute erfahren
wir auch dass Wolf-Thomas, der mit uns den Pumori besteigen
wollte, nicht zu uns ins Basislager kommt. Er war ja vor einigen
Tagen abgestiegen, weil es ihm nicht so gut ging. Er wollte
sich weiter unten etwas erholen und wieder zu uns stossen.
Vor einigen Tagen war er auch schon in Pheriche, 3 Tagesmärsche
vom Basislager entfernt gesehen worden. Jetzt erhielten wir
aber die Nachricht, das er sich auf dem Rückweg nach Lukla
befindet. Sein Gesundheitszustand scheint sich also nicht
verbessert zu haben. Wir hoffen in den nächsten Tagen genaueres
zu erfahren.

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Mittlerweile
liegen hier ein paar Zentimeter Neuschnee und wir warten
auf die Fixseile. Eigentlich wollen wir ja morgen wieder
aufsteigen und in den folgenden beiden Tag die Route
komplett einrichten.
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Am 16.4. kommt ja unsere erste Trekkinggruppe an, da wollen
wir natürlich hier sein und mit ihnen zwei Tage verbringen.
Am 18.4. wollen wir wieder aufsteigen und einen Gipfelversuch
machen. Wenn alles klappt wie geplant wären wir am 20.4. auf
dem Pumori, aber das ist eben die Theorie. Viele unvorhersehbare
Sachen können das verhindern. Und jetzt ist es schon 18.00
Uhr, es schneit ununterbrochen und die Fixseile sind noch
nicht da. Na mal sehen was noch passiert. Wir werden euch
weiter auf dem laufenden halten.
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Wir
wünschen schöne Osterfeiertage und besseres Wetter Herzliche
Grüsse Frank im Namen der ganzen Mannschaft
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