Liebe Freunde, gestern
Nachmittag erreichten wir das Basislager am Fuße des Pumori.
Heute habe ich die Solartechnik aufgebaut, und so gibt's nun
wieder ein paar neue Nachrichten. Das letzte Mal haben wir
uns ja am 26. März kurz vor unserer Abfahrt gemeldet.
Hier nun die letzten Tage im Kurzdurchlauf:
27. März:
neunstündige Busfahrt nach Jiri, die gesamte Ausrüstung wird
gleich oben am Flughafen ausgeladen, wir fahren hinunter ins
Dorf, dort wollen wir übernachten und am nächsten Morgen zeitig
per Hubschrauber nach Lukla fliegen.
In
Jiri sorgt unsere Kiste Bier, die wir von Kathmandu mitgebracht
haben, für einige Aufregung. Das Gebiet wird von den Maos,
einer Minderheitenpartei in Nepal, kontrolliert, und nach
deren Auffassungen ist der Konsum von Alkohol verboten.
An diesem Abend können wir das Bier mit beherztem Einsatz
noch retten. |

Busstation in Jiri
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Aber am nächsten
Morgen, als wir es mit in das Gepäck für das Basislager geben
wollten, wurde es konfisziert. Das empfanden wir schon als
recht ungewöhnlich, ließen es aber geschehen, um Ärger zu
vermeiden.

28.
März: Um 5 Uhr Wecken, da es ja
zeitig losgehen soll. Aber wie das so ist, warten wir dann
zwei Stunden auf den Hubschrauber. 9 Uhr geht es dann los.
Wir, das heißt Götz, Thomas, Olaf, Wolf-Thomas Sniegon, der
mit uns den Pumori besteigen will, und ich steigen mit unserem
Gepäck für die Trekkingtour ins Basislager in den Hubschrauber.
Unsere Expeditionsausrüstung fliegt später nach Syanboche,
und wird von dort aus unter Aufsicht von Mingmar Sherpa, unserem
langjährigen Sirdar, per Yak und Träger in die Basislager
von Pumori
und Everest gebracht.

Phakding |
Auf
der Trekkingtour begleitet uns Lhapka, einer der beiden
Sherpas, die uns später am Everest unterstützen werden.
30 Minuten Flug nach Lukla, ein kleines Frühstück, und
auf geht's nach Phakding. Nach
drei Stunden gemütlicher Wanderung erreichen wir den
Ort.
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Laut Karte liegt er 2 620 Meter hoch. Aber die Höhengaben sind
1957 vermessen worden, und unsere Höhenmesser zeigen allesamt
etwas anderes. Der bewährte Thomen-Höhenmesser, den ich in Dresden
geeicht hatte und der in Kathmandu genau stimmte, zeigte ca.
100 Höhenmeter weniger, ebenso unsere beiden Testuhren von der
Mühle-Glashütte
GmbH. Die beiden mechanischen Uhren sind mit einem Höhenmesser
ausgestattet, der von der Flugzeugindustrie bis 10 000 Meter
Höhe getestet wurde. Beide zeigen die gleiche Höhe von 2 530
Metern an. Dieses Problem oder Phänomen der verschieden Höhenangaben
wird uns auf der ganzen Tour begleiten. Eigentlich ist es ja
egal, wie hoch der Zielort genau liegt, hin muss man sowieso.
Aber verwunderlich ist es manchmal schon, wenn 200 Höhenmeter
Differenz bestehen. Um Verständigungsprobleme zu vermeiden,
werde ich mich bei Höhenangaben ab hier immer auf die Kartenangaben
beziehen. In einer gemütlichen Lodge verbringen wir die Nacht
und ziehen tags darauf weiter.

29.
März: Eine Stunde nach Phakding
kommt man nach Benkar, und gleich am Ortseingang befindet sich
die Benkarlodge. Für mich ist das insofern interessant, da ich
hier einen Brief aus Deutschland abgeben soll. Denn die neu
aufgebaute Lodge wird von dem ehemaligen Freiberger Eberhardt
Kohlschmidt und der Familie seiner nepalesischen Frau betrieben.
Sein Bruder Karsten, der in meiner Heimatstadt wohnt, bat mich,
den Brief mitzunehmen. So kamen wir mit Eberhard ganz schnell
ins Gespräch und erfuhren einiges über die Region.
Er zeigte uns stolz die ersten fertigen Zimmer, deutsche Gründlichkeit
läßt sich nicht verheimlichen. Etwas anders waren die Zimmer
schon konzipiert als bei einer rein nepalesischen Lodge. Nach
zwei interessanten Stunden zogen wir weiter nach Namche Bazar,
dem bekannten Bergsteigerort im Khumbu-Gebiet.
Kurz davor, an einer kleinen Brücke, gab es einen Stau.
Zwei
Yak-Karawanen, eine von oben, eine von unten, wollten
ebenfalls den Fluss überschreiten. Und so mussten wir
uns 30 Minuten gedulden, da dort ein Überholen unmöglich
ist. Später erfuhren wir, dass manchmal dort bis zu zwei
Stunden Wartezeit eingeplant werden müssen. |

Yak- Karawanen
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Das Wetter meint es an diesem Tag nicht so gut mit uns. Ab Mittag
regnet es, und ziemlich nass und ausgekühlt erreichen wir 14
Uhr Namche Bazaar (3 440
m). In der Kalapatar-Lodge mieten wir uns ein. Erstmal Sachen
trocknen, etwas essen und dann ab in den Schlafsack. Um uns
den Ort anzusehen, bleibt morgen noch Zeit. Wir legen hier einen
Akklimatisationstag ein, d. h. am nächsten Morgen wollen wir
auf ca. 4 000 Meter Höhe aufsteigen und nach Namche
zurückkehren.

30. März:
Nach einem gemütlichen Frühstück in einer Bäckerei brechen wir
um 9 Uhr auf. Wir steigen zum Flughafen in Syanboche
auf. Dort treffen wir Mingmar, der gerade die letzten Gepäckstücke
auf die Reise schickt. Wir steigen links über dem Flughafen
auf einem Gratrücken weiter auf.

Lohtse-
Südwand |
Da
kommen Ama Dablam, Lhotse und Everest ins Bild, ein
gigantischer Anblick. Wir schießen ein Foto nach dem
anderen. Gegen 12 Uhr machen wir eine kleine Rast.
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Götz und Thomas wollen nicht weiter aufsteigen, Ole und ich
gehen noch bis zum höchsten Punkt auf 4 050 Meter.
Von hier oben hat man einen herrlichen Blick nach Namche,
Kunde und Khumjung
sowie die umliegenden Berge. Ganze drei Filme belichte ich.
Der Aufstieg ist allen gut bekommen, und wir steigen ab. 14
Uhr sind wir wieder im Ort und haben Zeit, uns etwas umzusehen.

31.
März:
Die heutige Etappe führt uns nach Tengboche. Götz geht's nicht
so gut, er hat Durchfall. So gehen wir ganz gemütlich los. Schnell
kommt man hier sowieso nicht voran, da Yak-Karawanen den Weg
blockieren, und die Überholstellen sind rar. Es sind schon eine
ganze Anzahl Menschen unterwegs, Trekkingtouristen, Bergsteiger,
Einheimische. Der Weg führt anfangs an den Hängen über dem Fluss
Dudh Kosi, später dann zu ihm hinunter und über eine Brücke
auf die andere Seite.
3
250 Meter ist der tiefste Punkt, Tengboche
liegt 600 Höhenmeter weiter oben. Wir sind ganz gut in
Form, und anderthalb Stunde später erreichen wir Tengboche
(3 867 m). |

Kloster Tengboche
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Eigentlich wollen wir noch in das bekannte Kloster, aber während
es Götz besser geht, fühlen sich Thomas und Olaf nicht wohl.
So verschieben wir das auf den nächsten Morgen. Abends treffe
ich in unserer Lodge noch Dresdner und Chemnitzer. Die Lodge
war also fast in sächsischer Hand, und es gab viel zu erzählen.

1. April:
Die geplante Zeremonie am Morgen fand leider nicht statt. Die
Mönche wollen am Tag darauf für uns beten, der heutige Tag wäre
ungünstig So starten wir 8.30 Uhr nach Dingboche.
Schon nach wenigen Minuten treffen wir wieder Sachsen - diesmal
sind sie aus Neukirchen, die uns viel Glück wünschen.

Ama
Dablam |
Unterwegs
haben wir einen herrlichen Blick auf den Ama Dablam,
einen wunderschönen Sechstausender, der auch als Matterhorn
des Himalaja bezeichnet wird. In Pangboche führt uns
Lhapka zu einem Mönch, der für uns betet und uns Seidentücher
und Halsbänder überreicht.
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Danach geht's dann in die Gompa wo eine weitere Zeremonie stattfindet.
Nach einer Mittagsrast geht's dann nach Dingboche.
Das Wetter stabilisiert sich immer mehr in den letzten Tagen.
Früh ist es immer schön, und nun scheint sogar nachmittags noch
die Sonne und erst abends beginnt es etwas zu schneien. Wir
legen hier einen weiteren Akklimatisationstag ein. Wir denken
das es sehr wichtig ist 4 368 m lautet die derzeitige Höhenangabe.

2. April:
Bei bestem Wetter steigen wir auf einen Aussichtsberg, 5 045
Meter hoch. Wolf-Thomas steigt nochmal nach Pangboche
ab, da es ihm nicht so gut geht. Seine Erkältung kann er weiter
unten besser auskurieren. Vom Gipfel haben wir eine fantastische
Sicht zum Baruntse und Makalu. Erinnerungen vom Vorjahr werden
wach. Wenn man den gigantischen Makalu von hier aus sieht, kann
man es kaum glauben, dass man dort oben gewesen ist. Wir bleiben
eine Stunde oben und treten dann den Abstieg an. Uns geht's
gut, unsere Akklimatisationstaktik scheint aufzugehen.

3. April:
Heute geht's nach Lobuche.
An dem Tag sind viele dorthin unterwegs. Expeditionen und Trekkinggruppen,
zusammen mit den Begleitmannschaften sind es wohl an die 200
Leute.
Wir versuchen etwas abseits vom großen Trubel zu gehen, was
allerdings nicht immer gelingt. Kurz vor Lobuche kommt man an
einem großen Platz vorbei, wo viele Gedenktafeln angebracht
sind. Zum ersten Mal ist jetzt auch der Pumori zu sehen. Ein
stolzer Berg. Gegen 14 Uhr erreichen wir das 4 930 Meter hohe
Lobuche. Abends wird es empfindlich kalt, ca. 10 Grad minus,
und wir sind froh, in unsere warmen Schlafsäcke kriechen zu
können.

4.
April: Herrliches Wetter erwartet
uns am nächsten Morgen. Wir statten der oberhalb von
Lobuche gelegenen Forschungsstation noch einen Besuch
ab. Hier lebt ein Italiener, der sich bestens am Pumori auskennt.
Aber leider ist er gerade auf Urlaub zu Hause. Die Forschungsstation
ist eine Glaspyramide, die sich genau den Formen des dahinter
aufragenden Pumori anpasst. Architektonisch gut gelungen, ob
es allerdings in der Bergwelt was zu suchen hat, bleibt diskussionswürdig.
Der
Pumori kommt immer näher, gewaltig baut er sich vor uns
auf. Auf der rechten Seite taucht noch als kleine Spitze
der Everest auf, davor die riesige Wand des Nuptse, eine
gewaltige, kaum beschreibbare Kulisse. Nach etwas Sucherei
in den riesigen Blockfeldern finden wir unser Basislager. |

Pumori von Gorak- Shep
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Wunderschön in einer Senke gelegen, mit weißem Sand und kurz
unterhalb ein kleiner See - idyllisch. Nur einen halben Kilometer
entfernt ragt die über 2 000 Meter hohe Pyramide des Pumori
über dem Basislager auf. Und auf der anderen Seite zeichnet
sich deutlich der schwarze Dreiecksgipfel des Everest ab.
Fast furchteinflößend baut er sich auf. Gegenüber den umliegenden
Bergen weist seine Wand keinerlei Schnee auf. Wir richten
uns erstmal im Pumori-Basislager ein. Mingmar und sein Team
haben schon Küchen- und Mannschaftszelt errichtet. Hier oben
macht sich die Höhe jetzt ganz schön bemerkbar. Mein Höhenmesser
zeigt knapp 5 100 Meter.
Jetzt ist erst mal Ruhepause angesagt, anpassen an die Höhe.
Ganz fit sind wir alle nicht. Schnupfen, leichte Erkältungen
und die Höhe machen uns zu schaffen. Aber das wird sich schon
noch geben. So schön wie der Sand hier zum Zelten ist, so
unschön ist der feine Staub, der bei jedem Windstoß in die
Zelte eindringt und alles einstaubt. Die Nacht wird eisig
kalt, ca. 15 Grad minus.

5. April:
Tonnen werden ausgepackt, Zelte eingeräumt und ich baue die
Solaranlage und Kommunikationstechnik auf. Die Kälte hat den
Akkus ganz schön zugesetzt. Trotz der vielen Solarpaneele
reicht an diesem Tag die Zeit nicht aus, um alles zu laden.
Am Nachmittag folgt die große Überraschung, Jörg Stingl, George,
trifft ein. Er war ja eine Woche nach uns in Deutschland gestartet
und war dann mit einem Tag Versatz auf dem Anmarsch hinter
uns. Jetzt sind wir als Everest-Team komplett. Aber für den
Pumori fehlt noch Wolf-Thomas, er wird wohl am nächsten Tag
kommen. Morgen wollen wir einen Erkundungsausflug zum Pumori
machen. Die Wand zum Gipfelgrat ist riesig, und wir wissen
noch nicht genau, wo der sicherste Aufstieg hinaufführen wird.
Auf jeden Fall wird es kein Kinderspiel. Gegenüber zum Baruntse
ist die Aufstiegsroute nicht eindeutig und viel steiler, dafür
ist sie viel kürzer. Morgen werden wir hoffentlich mehr wissen.
Vormittags soll die traditionelle Gebetszeremonie im Basislager
stattfinden, danach wollen wir zur Erkundung aufbrechen, wenn
das Wetter mitspielt. Die vorhergehenden Tage waren jetzt
sehr schön, fast Gipfelwetter, nur der Wind blies ständig.
Der Mount Everest im Abendrot sieht wunderschön aus. Aber
der nepalesische Wetterbericht hat eine Änderung vorhergesagt,
wie uns Mingmar mitteilte. Wir werden sehen.
Das soll's erstmal gewesen sein, wir hoffen dass Strato, unser
Internetprovider, nun durchhält, präsent zu sein und nicht,
wie wir erfahren mussten, fünf Tage lang deutschlandweit
zusammengebrochen war. Sobald es Neuigkeiten gibt und genug
Energie zum Senden da ist, melden wir uns wieder.
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Herzliche
Grüße in die Heimat sendet Frank Meutzner im Namen des
ganzen Teams
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