Hallo daheim. Dem aufmerksamen
Leser unserer Berichte wird auffallen, dass heute eigentlich
keiner am Laptop sitzen dürfte.
Denn laut letztem Bericht wollten Ole und ich heute starten,
und die drei Anderen sind auf dem Weg ins Camp 4. Letzteres
stimmt auch, aber unser Start wurde sozusagen fast in letzter
Sekunde verschoben. Team 1, das morgen zum Gipfel aufbricht,
will eventuell doch noch bis Camp 3 absteigen, falls sie es
schaffen. Da wir dort nur ein Zelt haben, würde das zu größeren
Schwierigkeiten führen. Deshalb haben Ole und ich gestern
Abend beschlossen, einen Tag später zu starten. Götz,
George und Thomas kommen bis jetzt planmäßig voran.
19.05.
Die Drei starten gegen 5.30 Uhr. Wir Restlichen sowie Mingmar
und das Küchenteam verabschieden sie herzlich. Sie brauchen
sieben Stunden bis Camp 2. Während hier unten schlechtes Wetter
herrscht mit Schneefall, ist es oben weitaus besser. Sonnenschein
und Windstille im Camp2, die Drei schauen auf eine Wolkendecke.
20.05.
Vergeblich versuchen wir zur vereinbarten Funkzeit um 17 Uhr
das Team zu erreichen. Eine dicke Wolkendecke hängt über uns
- und das schon seit Mittag. Und gerade heute, wo Götz
Geburtstag hat, will es mit dem Funk nicht klappen. Dabei
haben wir uns schon zum Ständchensingen aufgebaut. Also nächster
Versuch um 18 Uhr. Inzwischenzeit donnern weitere Lawinen
ringsum herunter. Für uns sieht es aus, als kämen sie aus
den Wolken.
Teilweise
kracht es gewaltig, und Eismassen kommen heruntergeschossen.
Zum Glück liegt das Basislager völlig sicher. Seit einigen
Tagen knallt es des öfteren auch auf dem Gletscher, wo
wir zelten. So manches Mal rutscht einem das Herz in die
Hose, wenn man nachts im Schlafsack liegt, und auf einmal
kracht's unter einem, dass man denkt, man verschwindet
gleich in einer neu entstandenen Spalte. |
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Es sind nur irgendwelche Spannungen im Eis, die sich lösen.
Aber das Wissen darüber nutzt nichts. Man erschrickt jedes
Mal aufs Neue. Um 18 Uhr klappt es dann mit dem Funken. Wohlbehalten
sind die Drei im Camp 3 angekommen und oben ist das Wetter
in Ordnung. So werden wir unserer Ständchen und Geburtstagswünsche
doch noch los. Wir vereinbaren Funkkontakt für den nächsten
Morgen um 5.30 Uhr.
21.05.
Kurz vor halb sechs klingelt mein Wecker. Kurz darauf höre
ich die Stimme von Götz. Oben blauer Himmel, die Sonne geht
auf, aber etwas windig, teilt er mir mit. Sie wollen aufsteigen.
Hier unten ist schon seit dem frühem Morgen Nebel. Mittags
hebt sich die Wolkendecke etwas, und ein paar blaue Löcher
sind zu sehen, die aber bald wieder verschwinden. Der übliche
Schneefall setzt ein, die Drei oben sehen nur eine Wolkendecke.
Um 17 Uhr rauscht das Funkgerät. Ganz schlecht kann ich Götz
hören: "Sehr stürmisch, alle oben, alle okay, Zelte aufgebaut,
können nur aufsteigen, wenn Sturm nachlässt." Dann kaum noch
Verständigung. Wollen es später nochmal probieren, unser Funkgerät
hier unten ist Standby. Wir hoffen, dass der Sturm nachlässt
und ein Gipfelversuch möglich ist. Genaueres werden wir wohl
erst morgen erfahren. Da Ole und ich morgen aufsteigen, ist
niemand mehr hier um die Nachricht zu schreiben. Wir werden
es per Funk, Telefon und Mingmar probieren.
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Es
heißt also, gespannt bleiben - und bitte noch ein bisschen
Daumendrücken. Danke. Herzliche Grüsse sendet Frank
und das Team.
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