Tagebuch vom 19.05. - 21.05.

19.05. Start der Gruppe 1
20.05. Richtung Lager 3
21.05. Sturm und Schnee



Um 17 Uhr rauscht das Funkgerät. Ganz schlecht kann ich Götz hören: "Sehr stürmisch, alle oben, alle okay, Zelte aufgebaut, können nur aufsteigen, wenn Sturm nachlässt."

Jörg Stingl sowie Götz und Thomas brauchen jetzt bestes Wetter.


21.05.2001 Mount Everest Basecamp


Hallo daheim. Dem aufmerksamen Leser unserer Berichte wird auffallen, dass heute eigentlich keiner am Laptop sitzen dürfte.
Denn laut letztem Bericht wollten Ole und ich heute starten, und die drei Anderen sind auf dem Weg ins Camp 4. Letzteres stimmt auch, aber unser Start wurde sozusagen fast in letzter Sekunde verschoben. Team 1, das morgen zum Gipfel aufbricht, will eventuell doch noch bis Camp 3 absteigen, falls sie es schaffen. Da wir dort nur ein Zelt haben, würde das zu größeren Schwierigkeiten führen. Deshalb haben Ole und ich gestern Abend beschlossen, einen Tag später zu starten. Götz, George und Thomas kommen bis jetzt planmäßig voran.


19.05. Die Drei starten gegen 5.30 Uhr. Wir Restlichen sowie Mingmar und das Küchenteam verabschieden sie herzlich. Sie brauchen sieben Stunden bis Camp 2. Während hier unten schlechtes Wetter herrscht mit Schneefall, ist es oben weitaus besser. Sonnenschein und Windstille im Camp2, die Drei schauen auf eine Wolkendecke.


20.05. Vergeblich versuchen wir zur vereinbarten Funkzeit um 17 Uhr das Team zu erreichen. Eine dicke Wolkendecke hängt über uns - und das schon seit Mittag. Und gerade heute, wo Götz Geburtstag hat, will es mit dem Funk nicht klappen. Dabei haben wir uns schon zum Ständchensingen aufgebaut. Also nächster Versuch um 18 Uhr. Inzwischenzeit donnern weitere Lawinen ringsum herunter. Für uns sieht es aus, als kämen sie aus den Wolken.

Teilweise kracht es gewaltig, und Eismassen kommen heruntergeschossen. Zum Glück liegt das Basislager völlig sicher. Seit einigen Tagen knallt es des öfteren auch auf dem Gletscher, wo wir zelten. So manches Mal rutscht einem das Herz in die Hose, wenn man nachts im Schlafsack liegt, und auf einmal kracht's unter einem, dass man denkt, man verschwindet gleich in einer neu entstandenen Spalte.

Es sind nur irgendwelche Spannungen im Eis, die sich lösen. Aber das Wissen darüber nutzt nichts. Man erschrickt jedes Mal aufs Neue. Um 18 Uhr klappt es dann mit dem Funken. Wohlbehalten sind die Drei im Camp 3 angekommen und oben ist das Wetter in Ordnung. So werden wir unserer Ständchen und Geburtstagswünsche doch noch los. Wir vereinbaren Funkkontakt für den nächsten Morgen um 5.30 Uhr.


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21.05. Kurz vor halb sechs klingelt mein Wecker. Kurz darauf höre ich die Stimme von Götz. Oben blauer Himmel, die Sonne geht auf, aber etwas windig, teilt er mir mit. Sie wollen aufsteigen. Hier unten ist schon seit dem frühem Morgen Nebel. Mittags hebt sich die Wolkendecke etwas, und ein paar blaue Löcher sind zu sehen, die aber bald wieder verschwinden. Der übliche Schneefall setzt ein, die Drei oben sehen nur eine Wolkendecke. Um 17 Uhr rauscht das Funkgerät. Ganz schlecht kann ich Götz hören: "Sehr stürmisch, alle oben, alle okay, Zelte aufgebaut, können nur aufsteigen, wenn Sturm nachlässt." Dann kaum noch Verständigung. Wollen es später nochmal probieren, unser Funkgerät hier unten ist Standby. Wir hoffen, dass der Sturm nachlässt und ein Gipfelversuch möglich ist. Genaueres werden wir wohl erst morgen erfahren. Da Ole und ich morgen aufsteigen, ist niemand mehr hier um die Nachricht zu schreiben. Wir werden es per Funk, Telefon und Mingmar probieren.


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Es heißt also, gespannt bleiben - und bitte noch ein bisschen Daumendrücken. Danke. Herzliche Grüsse sendet Frank und das Team.

   
 

 

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